Die Armbändchen Aktion wird gerade abgerundet. Abschlussbericht kommt bald! 

Währenddessen kommen immer mehr Blaue Rosen an 💙💛 Danke dafür 🙏

ColorforPeace Postkarten können hier kostenlos abgeholt werden:

  • Osteria del Corso
    Odenthaler Straße 210
    51465 Bergisch Gladbach
  • BÜGGEL - bergisch unverpackt
    Paffrather Straße 5
    51465 Bergisch Gladbach
  • Begegnungsstätte Mittendrin
    Hauptstraße 249
    51465 Bergisch Gladbach
  • Sander Bauernstube
    Sander Str. 190
    51465 Bergisch Gladbach

Es gibt Momente, wo man das Gefühl hat machtlos zu sein und doch etwas tun zu wollen. Irgendetwas sinnvolles. Auch wenn es im Gesamtgeschehen noch so klein ist. 

 

So entschied ich mich 1.000 Friedensarmbändchen herzustellen. Sie werden auf Etsy sowie auch Lokal zum Kauf angeboten.

So soll eine Summe von über 4.000 EUR zusammenkommen im speziellen für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. 

Der Gesamtgewinn geht am Blau-Gelbes Kreuz e.V.  (https://www.bgk-verein.de

Diese Organisation ist in Köln ansässig und unterstützt nicht erst jetzt, sondern schon seit viele Jahren Menschen aus der Ukraine.

 

Wer Fragen hat und mehr Wissen möchte, gib Bescheid!

Wer die Aktion gut findet, teilt sie bitte! Danke!

 

Friedensarmbändchen aus Bergisch Gladbach

https://www.radioberg.de/artikel/friedensarmbaendchen-aus-bergisch-gladbach-1250911.html

Friedensarmbändchen aus GL: Für die Stadt, das Land, die ganze Welt

https://in-gl.de/2022/03/09/friedensarmbaendchen-aus-gl-fuer-die-stadt-das-land-die-ganze-welt/

6.04.2022

 

Die neue Initiative ist online! Sehe www.colorforpeace.org 

Wir wollen 1 Million blaue Rosen zusammen bekommen. Ist das eine verrückte Idee? Vielleicht, aber nicht weniger verrückt als das aktuelle Weltgeschehen. Unglaublich viele Menschen haben gespendet, viele Menschen haben ihre Häuser geöffnet, viele haben wichtige Dinge gesammelt. Und doch müssen wir weiterhin Stellung beziehen. 

 

Malen ist wahrscheinlich eines der friedlichsten Dinge, die man tun kann. Viele von uns haben womöglich seit Jahrzehnten nicht mehr gemalt. Ich bitte alle, einen Malstift in die Hand zu nehmen und etwas Frieden in diese Welt zu senden und ganz viel Liebe in die Rose zu stecken. 

 

1.000 Postkarten werden für 60 Euro an jeden Ort der Welt verschickt. Du könntest die Karten an allen um dich herum verteilen und eine ganze Welle des Mitgefühls auslösen. 

 

Oder lade die Rose einfach kostenlos auf www.colorforpeace.org herunter und malen drauf los. 

 

Vielen Dank 💙💛

 

31.03.2022

 

Hier ist eine neue Nachricht von Tetyana:

 

 Ich habe heute die erste Ladung Sachen zur Militäreinheit gebracht. Wir haben wirklich viele Dinge gekauft, die das Leben dort viel angenehmer machen werden! Die Ladenkette, in der ich Dinge gekauft habe, gab einen beeindruckenden Rabatt, als sie verstand, dass wir Dinge an die Armee kaufen, und so gelang es uns, eine Waschmaschine, einen Boiler (Wassererhitzer), eine Mikrowelle, Folie zum Abdecken von Schützengräben, big bags (du hattest Recht, die werden ständig gebraucht), viele Kleinigkeiten wie Arbeitshandschuhe, Handtücher, ein paar Hustenmittel, Pralinen etc. Morgen bekomme ich auch noch 4 Öfen (die sind jetzt sehr gefragt, also mussten wir warten auf die Herstellung, der Kauf wird weitere UAH 8200,00 zu den Schecks hinzufügen). Ich bin wirklich froh, dass wir, obwohl wir keine militärischen Dinge kaufen, den Alltag der Menschen in der Militäreinheit ein bisschen einfacher machen können. Noch vor einem Monat nahmen sie warmes Wasser, möglicherweise um Kleidung zu waschen, essen warmes Essen als etwas Selbstverständliches, wie wir alle; Jeden Tag verlassen viele von ihnen die Einheit und gehen an die Front, wo sie solche Möglichkeiten nicht haben. Und ich glaube schon, dass es wichtig ist, sich das Leben zwischendurch unter den gegebenen Umständen und in Anbetracht dessen, was in nächster Zeit auf sie zukommen wird, so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich bin dir und allen Menschen, die zum Kauf dieser Dinge beigetragen haben, so dankbar! Es bedeutet wirklich viel!

 

Tetyanas Mann hat sich freiwillig zum Kampf gemeldet, weil er hofft, dass er so ihre Söhne (24 und 26) vor dem Kampf bewahren kann. Viele der Männer in der Einheit ihres Mannes stammen aus der Gegend, und jeden Tag finden Beerdigungen statt. Es ist herzzerreißend, Fotos dieser jungen, schönen Männer zu sehen, die Söhne, Ehemänner und Väter von jemandem sind. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden, um darauf zu antworten. In manchen Momenten bin ich einfach sprachlos.

 

Aber als ich heute Morgen @Klitchko seinen Post sah, wusste ich wieder, warum ich nicht sprachlos sein kann. Wir alle müssen laut bleiben und handeln.

 

In den letzten Wochen stand ich in Kontakt mit einem kleinen internationalen Team, die sowohl in Polen an der ukrainischen Grenze als auch in der Westukraine außergewöhnliche Arbeit leisten und insbesondere Waisenkindern mit und ohne Behinderung beim Grenzübertritt helfen. Sie machen auch viele andere Dinge. Du kannst alles darüber in Denys' Spendenaktion nachlesen. Ich bin sicher, dass viele von euch bereits gespendet haben.

Wenn du immer noch nach einer Möglichkeit suchst, effektiv zu spenden, dann werfe bitte einen Blick auf diese Kampagne.

Ich stehe in direkten Kontakt mit Ian Miller, der Teil von Denys' Team ist und wirklich rund um die Uhr im Einsatz ist.

 

Am kommenden Wochenende wird eine neue Initiative live gehen. Vorschau auf: www.colorforpeace.org (WIP)

28.03.2022

Letzte Woche habe ich Tetyana gefragt, ob es Sinnvoll wäre, Geld zu überweisen, damit sie vor Ort Sachen besorgen kann, die das Leben in Lemberg erleichtern würden. Sie erlaubte mir, ihre Antwort hier zu teilen:

 

"Liebe Titia, ich weiß es zu schätzen, dass du nicht aufhörst zu kämpfen! Es bedeutet wirklich viel!

Mein Mann durfte heute und morgen nach Lemberg fahren, um seinen Arzt aufzusuchen, da er Krank ist und entweder eine Erkältung oder eine Grippe bekommen hat, was ihm überhaupt nicht gut tut, und er schläft jetzt. Wenn er aufwacht, werde ich ihn fragen, welche Bedürfnisse gedeckt werden könnten. 

Bevor er schlafen ging, überlegten wir, wie wir zum Beispiel selbstgebaute Öfen kaufen könnten, die man im Wald benutzen kann, wenn man kein Feuer machen kann. Sie verbringen dort nachts Stunden und es ist immer noch sehr kalt. Und das sind Dinge, über die niemand auf Armeeebene nachdenkt.

 

Wenn es dir nichts ausmacht, dass das Geld deiner Armbänder in so einfache Dinge fließt, die den Alltag erleichtern, kaufe ich gerne alles Notwendige. Ich denke, 1.000 ist absolut genug dafür.

 

Wenn etwas Geld übrig ist oder du mehr geben möchtest, kontaktiere ich die Wohltätigkeitsstiftung, wo wir vor dem Krieg gespendet haben. Ich sehe, dass sie jetzt sehr aktiv sind, und wir werden Dinge für ihre Bedürfnisse kaufen.

 

Ich bin so gerührt, dass du und diese 800 Menschen, die Armbänder gekauft haben, die Menschen in der Ukraine nicht vergessen! Weißt du, in diesen Zeiten, in denen selbst meine tiefe Liebe zu Menschen durch das, was hier passiert, herausgefordert wird (denn wie können Menschen das anderen antun?!), helfen Menschen wie du, die uns mit ihren Worten und Taten beistehen, das innere Licht zu bewahren."

 

Also bekamen wir eine Paypal-Verbindung hin und ich schicke 1.000 Euro an Tetyana. Sie wird bald Fotos und weitere Informationen teilen.

 

Zu den Armbändern:

Bisher gab es 155 Online-Bestellungen, insgesamt wurden 370 Armbänder in die ganze Welt verschickt: San Francisco (CA), Paris (FR), Karlsruhe, Pulheim, Nauen, Gelsenkirchen, Leipzig, Falkensee, Mühlacker, München, Hamburg , Zossen, Beelitz, Vomp (AT), Westerstede, Sunderland (UK), Waldbröl, Bovenden, Mount Laurel (New Jersey), Spiesheim, Carrigline (IR), Sarnia (CA), Piove di Sacco (IT), Hudson (Ohio ), Alexandria (VA), Mondiví (IT), Schaffhausen (CH), Dobbs Ferry (NY), Newmarket (UK), Nierstein, Moers, Torino (IT), Knoxville (TN), Amstelveen (NL), Kirchzarten, Windsor (UK), Balve, Leer, Bruckmühl, Hanau, Salt Lake City (UT), Mittelbiberach, Canton (MA), Harpstedt, Langen und noch viele weitere Städte.

 

Mehr als 500 Armbänder wurden in Bergisch Gladbach verkauft. Bei der Osteria del Corso, Büggel, Edeka, Sander Bauernstube und bei Mittendrin sind noch welche verfügbar.

 

Diese Woche wird die erste Summe von 3.000 Euro an Blau Gelbes Kreuz überwiesen. Fast 1.000 wurden für den Kauf der von mir beschriebenen Waren sowie für Benzin für den Sprinter von Blau Gelbes Kreuz ausgegeben. Weitere 1.000 EUR gingen an Teytana. Es gab mehrere Leute, die mehr als 5 Euro für die Armbänder gegeben haben, so dass die Gesamtsumme wahrscheinlich fast 6.000 Euro betragen wird.

 

Am vergangenen Freitag rief das Bürgerportal GL zur Überbrückungshilfe auf. Sie brauchen Supermarktcoupons für Familien, die Flüchtlinge aufnehmen. Bald wird der Staat diesen Bedarf decken, aber bis dahin können diese Lebensmittelgutscheine denen helfen, die großzügig ihre Häuser geöffnet haben. Also werde ich dort heute Nachhören und sehen, ob an der Stelle noch viel gebraucht wird.

 

Auch eine neue Initiative ist in der Mache. Mehr später in dieser Woche.

Bei Fragen - einfach Bescheid geben!

 

22.3.2022
Vor etwa einer Woche kam eine deutsch-ukrainische Familie in die Lagerhalle der BGK und kündigte an, dass gegen Mittwoch ein LKW Köln verlassen und leer zurück nach Lemberg fahren würde. Sie fragten, ob wir den Lastwagen auffüllen könnten und ob wir einen Ort hätten, an den wir Hilfsgüter liefern könnten. Wir notierten alle Details und ich kontaktierte Tetyana, die Ukrainerin, die meinem Cousin eine Unterkunft in Lemberg organisiert hatte, nachdem er aus Kiew geflogen war. Sie war sofort mit an Bord und freute sich, eine Lieferadresse zu organisieren. Hilfe wird dringend in Lviv/Lemberg benötigt, wo sich derzeit 200.000 Menschen aus Kiew und vielen anderen ukrainischen Städten versammelt haben. Tetyana stellte eine Liste aller dringend benötigten Dinge zusammen. Medizin, Hygieneartikel, Wasser, Lebensmittel und Herrenbekleidung insbesondere Unterwäsche, T-Shirts und Socken. Ich bin in der Lagerhalle herumgelaufen und habe Kisten gesammelt, aber Dinge wie Unterwäsche werden eher nicht gespendet.

Es gibt tonnenweise Windeln und Babynahrung zum Beispiel, aber in Lemberg bleiben die meisten Frauen mit Babys nur max. eine Nacht, bis der nächste Zug sie außer Landes bringt. Also ging ich einkaufen. Ich erfuhr, dass Aldi Herrenunterwäsche im Angebot hatte, also ging ich dorthin und kaufte so ziemlich den gesamten Bestand. Nebenan bei Takko kaufte ich weitere T-Shirts, Unterwäsche und Socken. Im Anschluss kaufte ich löslichen Kaffee, Tee, Müsli, und Frühstücksriegel. Ich wollte auch Tütensuppen kaufen und erfuhr daraufhin, dass die größten Marken für Tütensuppen ihre Fabriken in der Ukraine haben und diese Fabriken die Produktion eingestellt haben, sobald der Krieg begann, um den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, das Land zu verlassen. Ich habe 800 EUR ausgegeben und alle Waren aus Köln genommen und einen Bereich mit einem Lviv-Schild geschaffen, in dem ich auch Männerschuhe und einige gemischte Kisten Herren-Kleidung hingestellt habe, da Tetyana diese auch angefragt hatte.

Der LKW blieb in Polen stecken und konnte am Ende erst am Freitagmorgen beladen werden. Ich fuhr früh hin und half sicherzustellen, dass die richtigen Waren aufgeladen wurden. Am Ende war noch Platz im LKW und es wurden zwei Paletten „Bigbags“ geladen. Ich fragte, wofür diese seien, und jemand erklärte, dass sie für mehrere Zwecke verwendet werden können – insbesondere zum Füllen mit Sand und zum Erstellen von Barrikaden. Ich schicke Tetyana Bilder von all den Dingen, die auf den Lastwagen gelandet sind. Ich sagte ihr auch, es wäre gut, wenn sie einen Gabelstapler hätten, da diese Paletten ohne Gabelstapler nicht so einfach vom Lastwagen zu bekommen sind. Unterdessen war der LKW-Fahrer nicht glücklich, denn als er die Unterlagen erhielt, bestand er darauf, dass einige Unterlagen fehlten. Mehrfach hatte er erklärt, dass er spezielle Dokumente benötige, um nicht an der Grenze hängen zu bleiben. Der Logistikkontakt bei BGK war sehr zuversichtlich, dass er alle erforderlichen Unterlagen hatte, also hatte ich Tetyana mehrmals gesagt, sie brauche sich keine Sorgen zu machen – wir würden alle erforderlichen Unterlagen erledigen. Es gibt mehrere Leute bei BGK, die Ukrainisch sprechen, also gab es einige Gespräche, denen ich nicht folgen konnte. Am Ende fuhr der Lkw davon. Was mir im Moment nicht klar war, war, dass er nicht nach Lemberg fahren würde. Einen Tag später erfuhr ich, dass er die Hilfsgüter jetzt nach Luzk bringen würde, einer Stadt nicht allzu weit von Lemberg entfernt. Ich muss sagen, ich war nicht glücklich, das zu erfahren. Natürlich wird die Situation in Luzk kaum anders sein als in Lemberg, aber jetzt musste ich Tetyana sagen, dass nichts kommt. Sie war verständlicherweise unglaublich enttäuscht und es tat mir so unendlich leid. Ich habe versucht zu sehen, ob nicht doch ein Teil der Hilfe nach Lemberg geliefert werden kann aber kein Glück. Ich wusste, wenn viele Freiwillige zusammenarbeiten, läuft nicht immer alles wie geplant und unter dem Strich fuhr der LKW nicht leer zurück in die Ukraine, sondern voller wichtiger Hilfsgüter, die dort gerade dringend benötigt werden. Auf persönlicher Ebene ist es jedoch unglaublich schwer, jemanden enttäuschen zu müssen, der sich bereits in einer solchen Not befindet. Ich weinte so einige Träne und entschuldigte mich mehr als einmal.

Ich schreibe dies, weil ich es für wichtig halte, auch die Schwierigkeiten aufzuzeigen, die entstehen, wenn man sich so sehr bemüht, „das Richtige“ zu tun.

 

Für einen Moment musste ich innehalten und meine Haltung wiedererlangen. Mitten in der Nacht habe ich Epictetus Handbuch nochmal neu gelesen. Am nächsten Tag bin ich eine große Runde mit meinem Hund im Wald spazieren. Als wir zurückkamen, klingelte mein Telefon. Es war Luca. Luca und sein Freund fuhren letzte Woche mit seinem Bus nach Zahony in Ungarn. Sie hatten ihren Bus beim BGK mit Wasser, XXL-Tüten Reis, weiteren Lebensmitteln und Snacks sowie Einweggeschirr aufgefüllt. Sie fuhren zu einer Schule an der ukrainischen Grenze, wo sie Julia traffen, die ihnen beim Übersetzen helfen konnte. Jeden Tag überqueren 1.000 bis 5.000 Menschen die Grenze nach Zahony – viele wissen nicht, wohin sie von dort aus gehen sollen. Auf dem Rückweg begleitet wurden Luca und sein Freund von zwei Müttern, eine mit einer sieben- und eine mit einer achtjährigen Tochter sowie einer achtundzwanzigjährigen Lehrerin mit einer Katze. Auf dem Weg nach Deutschland nutzten sie Google Translate, um sich zu verständigen. Alle fünf leben jetzt in Düren, wo Luca ihnen vor ihrer Abreise eine Unterkunft organisiert hatte. Er sagte mir, dass sie an diesem Abend zusammen Pizza essen würden.

 

Es kann nie alles perfekt oder fehlerfrei sein und doch ist es ziemlich unglaublich, was gerade passiert. Ich wünschte so sehr, es wäre überhaupt nicht nötig, aber ich bin schon stolz, all die verschiedenen Initiativen zu sehen. Falls jemand, der dies liest, einen Transport nach Lviv/Lemberg kennt, sagt es mir bitte!!! Ich weiß, dass überall Hilfe benötigt wird, aber im Leben dreht sich alles um Menschen und die Verbindungen, die wir auf unserem Weg knüpfen. Also wenn ich auf anderen Wege etwas für Tetyana tun kann dann möchte ich dies unbedingt tun.

 

Kurz nach meinem Anruf schickte Büggel, der örtliche Zero-Waste-Laden, eine E-Mail, um zu sagen, dass sie mehr Friedensarmbänder bräuchten, da sie nahezu ausverkauft seien. Und heute Morgen kam auch eine Nachricht von der Begegnungsstätte Mittendrin, die auch alle Armbändchen verkauft hatten. Beide werden morgen nachgeliefert. Mittlerweile sind mehr als 800 Armbänder verkauft, viele davon sogar für ein wenig mehr als 5 EURO.

 

Bei BGK haben sie inzwischen Krankenhaus-Kits zusammengestellt. Jedes Kit ist etwa eine Palette groß und enthält ungefähr 140 Produkte. Diese Paletten werden mit Kleinflugzeugen zu ukrainischen Krankenhäusern transportiert. Dieselben Flugzeuge bringen schwerkranke Patienten aus dem Land heraus. Ein absolut beeindruckendes Projekt. Jedes Krankenhaus-Kit kostet rund 8.000 Euro. Das Geld der Friedensarmbändchen ist also definitiv gut angelegt.

 

Ich möchte allen Orten danken, die sie verkaufen, sowie allen Menschen, die ein Friedensarmband gekauft haben oder ihr Geld und/oder ihre Zeit für andere großartige Initiativen spenden.

 

Möge bald wieder Frieden herrschen.

14.03.2022

 

Ich muss mich hinsetzen und ein Update schreiben, aber alles geht so schnell voran, dass ich keine Zeit finde...

Friedensarmbänder werden jetzt auch im Edeka-Supermarkt verkauft.

Letzten Sonntag haben viele Freiwillige geholfen, sie zu erstellen. Eine Frau im Rollstuhl, eine Mutter zusammen mit ihrem Sohn, junge Männer, die seit dem Kindergarten nicht mehr gebastelt hatten, ukrainische Studentinnen und meine liebe Freundin Anne. Zusammen wurden über 300 Armbändchen fertig gestellt. 

Neue Ideen sind in Arbeit, um skalierbarer und mit noch mehr Impact weiterzumachen, aber die Planung wird einige Tage dauern.

 

Bald mehr!

06.03.2022
Heute haben wir vor Ort im Lager (Marktstraße 27, 50968 Köln) Kartons gepackt und beschriftet. Ab morgen werden bis auf Weiteres keine Privatspenden mehr angenommen. Es gab jede Menge Autos, die alle möglichen Waren auspackten, und viele Freiwillige, die alle Spenden neu organisierten. Gleichzeitig kamen über 100 Flüchtlinge am Breslauerplatz an. Eine Frau mit Baby, ein Mann im Rollstuhl.... Es kamen auch Kölner, die ankündigten, dass sie eine Unterkunft anbieten konnten. Züge kamen aus Berlin, wo es schon viel mehr Flüchtlinge gibt als in Köln.

Nicht alles läuft rund, was auch nicht zu erwarten ist. Besonders unter der Woche werden helfende Hände benötigt.

 

Inzwischen sind Bestellungen für die Peace-Armbänder aus Berlin, Leipzig, Dresden, Magdeburg, Wallenfels, Tönisforst, der Schweiz und den USA eingegangen und alle Armbänder bei der Osteria del Corso waren am selben Abend ausverkauft, sodass ich heute wieder neue dorthin gebracht habe.

Unten auf dieser Seite gibt es auch ein neues Update von meinem Cousin, der es auf halbem Weg nach Lemberg geschafft hat. Ich wünsche ihm  und allen, die mit ihm reisen, viel Glück für die Weiterreise morgen.

05.03.2022


Heute Nachmittag haben wir mehr als 250 Armbänder erstellt. Elena aus Italien, Sandra aus Frankreich, Amelie aus Australien, Katja & Vicky aus Deutschland und ich aus den Niederlanden. Nachbarn kamen vorbei, um Armbänder zu kaufen, Waren zu bringen und Geld zu spenden. Wir bündeln unsere Kräfte.

 

Bisher wurden 150 Armbänder verkauft und weitere 100 sind im Umlauf.

30 sind auf dem Weg nach Dubai. In Dubai ist es nicht erlaubt zu protestieren oder zu demonstrieren, es ist nicht einmal erlaubt rauszugehen und die ukrainische Flagge zu schwenken. Aber es ist erlaubt, ein Armband zu tragen. 💙💛

 

Ein neues Update von meinem Cousin kann unten gelesen werden.

Morgen fahren wir nach Köln, um Kartons für den Transport zur Grenze umzupacken und zu beschriften.

Lebenszeichen aus der Ukraine, von meinem Cousin, der mit seinen Zwillingen in der Ukraine wohnt.


27.2.2022 - Übersetzung von diesem Original text 

Liebe Freunde und Bekannte. Es ist Zeit für ein Lebenszeichen. Ich bin immer noch mit meiner Familie in der Ukraine. Am Donnerstagmorgen begannen die ersten Raketenbeschuss auf die Ukraine und Kiew. Sofort wurde die ganze Familie, Larissa, Schwiegermutter und Mark und Daan, zusammengerufen, weil die Kinder in einem Vorort von Kiew leben. Es gab wirklich keine große Panik. Lange Schlangen in den Läden und kaum Gespräche. Sie können nur auf das warten, was kommt. Riesige Staus, um aus der Stadt herauszukommen. Also entschieden wir uns dann, die Stadt nicht zu verlassen. Das Auto war bereits vollgetankt. In dieser Nacht begann der Beschuss gut, Sirenen in der Nacht und wir suchten Schutz in der Tiefgarage unter dem Wohnhaus. Die meisten Menschen haben sich in der U-Bahn oder in Luftschutzbunkern unter den verschiedenen Wohnhäusern versteckt, aber sie sind oft fünfzig Jahre alt, kalt und feucht. Ich habe mich dann entschieden, Kiew zu verlassen. Im Westen gab es noch lange Staus und Mark und Daan dürfen das Land nicht mehr verlassen. Männer zwischen 20 und 55 Jahren müssen in der Ukraine bleiben. Endlich beschlossen, zu versuchen, zum Haus der Schwiegermutter zu gehen, aber das liegt in Richtung Nordosten und in Richtung der Grenze zu Weißrussland, Tschernigow. Unterwegs waren schon überall ukrainische Panzer. wir sind endlich gut angekommen. Ab und zu hört man hier auch Bombenangriffe, aber es ist viel ruhiger als in Kiew. Lebensmittel haben wir vorerst genug, aber Benzin wird knapp. Nun gibt es Gerüchte, dass auch die Armee von Weißrussland in Bereitschaft versetzt wird. Wenn das stimmt, sind wir wieder nah an der Front.

Jetzt habe ich ein weiteres Problem. Mark will nach Kiew zurückkehren und sich der Territorial Defense Army anschließen, einer Art Bürgerwehr. † Wenn er geht, geht sein Bruder auch. Ich wusste tief im Inneren, dass das kommen würde und ich verstehe auch, dass sie nicht dasitzen und zusehen wollen, aber als Vater (und Mutter) geht es einem durch die Seele. Ich konnte es vorerst hinauszögern und Kiew ist bis morgen geschlossen. Wir sehen uns morgen wieder. Alles ändert sich alle paar Stunden.

Am liebsten würde ich Putin in den Kopf schießen. Die Ukraine steht immer noch, ich hoffe, wir werden diesen Krieg irgendwie gewinnen, aber selbst jetzt, wo ich mittendrin bin, ist mir klar, dass es nur Verlierer gibt.

Fortsetzung folgt

2.3.2022

Es war eine lange Zeit still hier in den letzten Tagen, sowohl auf dem Land als auch zu Hause. Die Emotionen kochten hoch, aber ich überredete meine Söhne, zu bleiben und nicht nach Kiew zu gehen. Die Straßen nach Kiew sind seit gestern Nacht praktisch gesperrt. Die Fahrt nach Kiew ist also vorerst unmöglich.

 

Wir haben uns hier bei der Territorialen Verteidigung angemeldet. Er muss dafür sorgen, dass es keine Plünderungen und dergleichen gibt, sozusagen eine Art BOA in Kriegszeiten. Wir stehen auf einer Warteliste, um bei Bedarf aufgerufen zu werden. Heute nachmittag habe ich mit den Jungs Sport gemacht, in der Ferne hörst du die Flugabwehr, aber du reagierst nicht mehr darauf. Wahrscheinlich das erste Zeichen der Gewöhnung.

 

Nach all den Emotionen der letzten Tage war es gestern Abend und heute Abend durchaus gesellig. Nachts müssen alle Lichter ausgeschaltet werden. Die Nachbarn haben sogar die Fenster abgedunkelt. Wir spielten im Dunkeln bei Kerzenlicht Karten. Zum Glück gibt es auch diese schöne Momente.

 

Auch hier ist es kälter geworden, heute morgen hat es geschneit. Wir mussten in Eile gehen. Ich habe nur ein Paar Turnschuhe und zwei Jogginghosen dabei. Genau wie die Jungs. Larissa hat sogar kein Make-up. Kleider zum Aussuchen hat nur Oma im eigenen Kleiderschrank :-)

Dann der Krieg draußen, der immer heftiger wird, wie Ihr selbst in den Nachrichten sehen können, russische Kolonnen schlüpfen zunehmend durch die Verteidigungslinien nicht weit von uns und in anderen Teilen der Ukraine. Ihr solltet wissen, dass die Ukraine (wie auch Russland) nur wenige Straßen hat, kein ausgeklügeltes Straßennetz wie in Europa. Von Chernigiv, wo wir uns befinden, gibt es eigentlich nur eine Art Autobahn nach Kiew. Außerdem gibt es etliche Landstraßen an Dörfern vorbei, die man aber mit einer Kolonne nicht wirklich durchkommt. Einigen Kolonnen geht das Benzin aus, und diese russischen Soldaten fliehen in die Wälder und versuchen, in den Dörfern gewaltsam Nahrung und Transportmittel zu bekommen, oder sie ergeben sich.

 

Wir haben noch einen Vorrat an Lebensmitteln für die kommenden Tage, aber die Supermärkte sind fast leer. Wir kaufen heute, was wir gestern gesehen haben, aber nicht kaufen wollten. Lange Schlangen, wenn es irgendwo Brot gibt. Wir haben noch einen Keller mit Kartoffeln, das sollte also in Ordnung sein, wenn eventuell nichts mehr übrig ist. Benzin gibt es gar nicht mehr.

 

04.03.2022

 

Es war wieder ein Tag voller Emotionen. Wir haben beschlossen, morgen (Freitag) Nosovka zu verlassen, Omas Haus ist etwa 50 km von Tschernigow entfernt, wo noch viel gekämpft wird. Die Russen gewinnen auf beiden Seiten von Nosovka an Boden, wir befinden uns in einer Art Korridor, der noch ukrainisch ist. Das sind keine Schlachten, aber sie besetzen langsam das Gebiet. Um nicht im besetzten Gebiet festzusitzen, versuchen wir morgen nach Kiew zu kommen. Um sechs Uhr morgens endet die Ausgangssperre, dann fahren wir los. Wir wissen nicht, ob es möglich sein wird, nach Kiew zu kommen, aber die Chancen stehen gut. In Kiew packen wir ein paar Sachen und fahren nach Lemberg. Wenn es in Kiew ruhig ist, übernachten wir dort. Kiew - Lemberg ist eine lange Straße - 550 km. Das werden wir nicht an einem Tag schaffen können, schon gar nicht mit der Ausgangssperre, also ist geplant, die Nacht bei Freunden in Vinitsa zu verbringen. In Lemberg können wir wahrscheinlich über Bekannte eine Wohnung mieten. Wir fahren mit mehreren Autos, also nehmen wir auch Leute mit, die die Stadt verlassen wollen. Oma hat sich von ein paar Freunden verabschiedet, ich habe keine Ahnung, ob sie hierher zurückkommt, das weiß sie selbst sehr wohl, aber hier allein bleiben ist keine Option. Sie dankte ihrer besten Freundin und Nachbarin für die Freundschaft! Die Jungs fanden das alles ein bisschen übertrieben, sie wissen nicht wirklich, was kommt und glauben, dass alles gut wird, sie wissen nicht, dass wir nach morgen vielleicht auch nicht mehr nach Kiew kommen. Vielleicht auch besser. Für Mark und Daan kommt nach ein paar Tagen endlich wieder etwas Aktion 😜. Ich habe noch genug Benzin, um nach Kiew zu kommen, aber wenn wir zurückgeschickt werden, ist der Tank leer. Die Supermärkte hier werden nicht mehr beliefert und Benzin ist nirgendwo zu finden. In Kiew gibt es noch viele Dinge, einschließlich Benzin.

 

05.03.2022

 

Heute wohlbehalten in Kiew angekommen. Wir sind seit Stunden unterwegs. Viele Checkpoints, offene Heckklappe und Passkontrolle. Betonbalken überall auf der Straße, durch die man gehen muss und natürlich ab und an ein ukrainischer Panzer am Wegesrand. An manchen Stellen gibt es Krater auf der Straße von einem Bombardement und wenn man nach Kiew kommt, sieht man auch, dass Gebäude abgeschossen wurden. Hauptsächlich

Militärische Objekte, keine Wohnungen. Der Fluss Dnjepr fließt mitten durch Kiew. Wir müssen eine Brücke überqueren, um nach Hause zu kommen, nur zwei der fünf sind noch für Zivilisten geöffnet. Ein 2-stündiger Stau, um die Brücke zu überqueren.

Endlich für eine Weile zu Hause. Sehr merkwürdig, man muss einiges einpacken aber weiß nicht was, macht es trotzdem Sinn die Pflanzen zu gießen? Kühlschrank leeren, der Müll von letzter Woche war noch da um zu stinken. Vorerst das letzte Mal unter der eigenen Dusche!! Wie viele Unterwäsche nehme ich mit? Keine Ahnung, ob ich jemals wieder hierher komme.

Morgen geht die Reise nach Vinitsa, wir sind mit vier Autos unterwegs, wir nehmen noch acht Personen mit. Dennoch wollen viele Menschen Kiew verlassen. Die Straße nach Vinitsa wird auch viel belebter sein als heute mit vielen Kontrollpunkten.

Kiew ist fast menschenleer, wenige Menschen und wenige Autos. Fast ein bisschen gespenstisch. Im Zentrum ist noch alles intakt, nur in einigen Vororten wurde furchtbar gekämpft.

 

06.03.2022

 

Heute morgen die Reise nach Lviv angetreten. Letzte Nacht habe ich schlecht geschlafen, weil die Fliegeralarmsirene ein paar Mal losgegangen ist. Eigentlich müsste man in den Keller gehen oder sich auf den Flur legen, aber das passt nicht für alle. Am Ende blieben wir einfach wo wir waren, jeder in seinem eigenen Bett!!! Es ist eine ziemliche Tour, aus Kiew herauszukommen, man wird durch eine Art Trichter aus der Stadt geführt, es können nur ein oder zwei Autos gleichzeitig passieren. Nach 5 Stunden Fahrt und Stillstand hatten wir nur 85 km zurückgelegt. Danach wurde es besser und wir konnten die Nebenstraßen nehmen. Wir haben einen Umweg nach Vinitsa gemacht, weil wir gewarnt wurden, dass die direkte Straße unsicher wäre.

Alle vier Waggons waren randvoll mit Gepäck und anderen Leuten, die gehört hatten, dass wir nach Lviv fahren würden. Alles Leute, die wir nicht kennen. Alle jungen Frauen, denn Männer dürfen das Land nicht verlassen. Schrecklich, all diese Tränen zu sehen, wenn sie sich von ihren Eltern, ihrem Ehemann oder ihrer Familie verabschieden. Heute hat jeder Ukrainer seine eigene Tragödie.

Wir würden bei Freunden in Vinitsa übernachten. Gegen Mittag erhielten wir eine Nachricht, dass der Flughafen von Vinitsa bombardiert worden war. Die Stadt blieb offen, sodass wir sicher ankamen. Wir hatten heute 35 Kontrollpunkte.

Während ich das schreibe, heulen wieder die Fliegeralarmsirenen, hier ist es schon wie in Kiew. Morgen werden wir versuchen, mit den Autos voller Flüchtlinge (uns auch, beginne ich zu begreifen) nach Lviv zu kommen.

 

08.03.2022

 

Gestern früh nach Ablauf der Ausgangssperre machten wir uns sofort auf die Suche nach Benzin, um unsere Reise von Vinitsa nach Lemberg fortzusetzen. Schlussendlich doch zwei Stunden anstehen und dann bekommt man gerade mal 20 Liter pro Auto!!! Glücklicherweise ist mein Diesel so sparsam, dass ich nicht wirklich tanken musste, sodass ich meinen Kanister mit Benzin füllen konnte, was auch unsere Freunde aus Vinitsa taten. Mit den Kanister füllten wir die Tanks der anderen Autos und während die Luftschutzsirene jaulten machten wir uns auf den Weg nach Lemberg. Einige Mitreisende blieben in Vinitsa, so dass wir eine Mutter und Tochter auf dem Weg nach Polen mitnehmen konnten. Das geht alles über Kontakten von Kontakten, sobald jemand weiß, dass da ein Auto hinfährt, wird es weitergeleitet, also ist es nicht so, dass die Flüchtlinge massenhaft auf der Straße stehen oder so (außer an den Grenzübergängen).

Viele der Hauptstraßen sind unpassierbar oder unsicher, da Teile russischer Kolonnen die ukrainische Verteidigungslinie um die Hauptstraße herum durchbrochen haben, aber stellenweise wurden auch Brücken bombardiert oder zerstört. Kurz gesagt, die Infrastruktur ist ein Chaos. Es ist auch schwierig, korrekte Informationen zu erhalten. Wir fahren tatsächlich von Checkpoint zu Checkpoint und hören dann, welche Straße am besten zu nehmen ist. Die Nebenstraßen sind in der Regel voller Schlaglöcher, also dort kann man nur 30 km pro Stunde fahren.

Wenn es dunkel wird, muss man auch die Autolampen und das Licht im Auto ausschalten, die Fenster öffnen und das Blinklicht einschalten und am besten  nicht mit mehreren Männern im Auto sitzen, denn dann kontrollieren die alles . Dass das Auto fast voll mit Frauen ist, ist ein großer Vorteil. Außerdem sitzt Oma neben mir, sie fragen nicht einmal nach ihrem Pass :-). 

 

Wegen der Ausgangssperre mussten wir Lemberg vor 22 Uhr erreichen. Bis auf eine kurze Pause fuhren wir durchgehend. Unterwegs stellten wir fest, dass viele Restaurants mit Matratzen vollgelegt wurden, auf denen man schlafen kann, und dass wir auch in den Kirchen rund um Lviv einen Schlafplatz bekommen konnten, falls wir es nicht rechtzeitig schaffen würden. Schließlich fuhren wir gestern Abend genau um 22:00 Uhr in Lemberg ein, also keine Übernachtung in der Kirche, Oma war sehr erleichtert. Die Ausgangssperre war auch nicht streng kontrolliert.

Einige Stunden vor der Ankunft in Lemberg wurde uns mitgeteilt, dass wir die Wohnung wegen der Ausgangssperre erst am nächsten Tag beziehen könnten. Gestern Nachmittag erhielt ich eine App von meinem lieben Freund Carry van Gils, ob wir noch einen Schlafplatz in Lviv bräuchten. Die Schwiegereltern ihrer Kollegin waren erst einen Tag zuvor von Lviv in die Niederlande abgereist. Nun, das kam gerade noch rechtzeitig.

Die Welt ist so klein und es gibt unglaublich viel Hilfe aus den Niederlanden (und vielen anderen Ländern), wirklich großartig. Alle sind engagiert und so viele Menschen, die helfen wollen. Tief im Inneren hoffst du immer noch, dass alles gut wird und der Krieg bald vorbei ist. Noch schlimmer ist, dass man nichts tun kann, nur abwarten.

Wir bleiben vorerst in Lviv, da Mark und Daan das Land nicht verlassen dürfen und lieber in der Ukraine bleiben und etwas für ihr Land tun würden. Im Moment ist es hier relativ sicher.

Ach ja, es ist Internationaler Frauentag in der Ukraine und Russland, der immer mit vielen Blumen für die Frauen gefeiert wird. Keine Party und keine Blumen in der Ukraine in diesem Jahr

Fortsetzung in den nächsten Tagen

 

 

14.03.2022

 

Es ist Zeit für eine weitere Nachricht aus der Ukraine. Es dauerte einige Zeit um mich zu fangen aber es geht nicht gerade schnell. Wir sind jetzt seit ungefähr sechs Tagen in Lemberg. Die Jungs haben Freiwilligenarbeit gefunden, sortieren und verpacken Hilfsgüter, die im ganzen Land verteilt werden sollen. Immer mehr Bekannte kommen nach Lemberg, Freunde von mir und Larissa sowie die von Mark und Daan. Viele (junge) Männer fliehen aus Kiew und anderen Städten, dürfen das Land aber nicht verlassen und bleiben in der Westukraine. Wenn Sie versuchen, die Grenze zu überqueren, werden Sie einfach als Mann zurückgeschickt, Sie werden nicht verhaftet oder ähnliches.

In den vergangenen Tagen wurden auch in Orten rund um Lemberg vermehrt Raketen von den Russen abgefeuert. Letzte Nacht habe ich endlich mal wieder ohne Fliegeralarm geschlafen. Ich glaube, ich habe chronischen Schlafentzug, jede Nacht geht ein paar Mal die Fliegeralarmsirene los. Meist liegt man nur da, aber es dauert lange, bis man wieder einschläft und dann geht wieder die nächste Fliegeralarmsirene los. Vorgestern wurde ein Dorf unweit von Lemberg bombardiert, es hört einfach nicht auf, wir haben die Vibrationen der Einschläge bis hier im Zentrum von Lemberg gespürt.

Die Stadt wird immer voller mit Flüchtlingen und es ist schon schwieriger, einen Platz zu finden. Larissa hat eine Bekannte in Lemberg, die neben ihrem regulären Job auch ehrenamtlich im Zentrum für humanitäre Hilfe arbeitet. Dort warten lange Schlangen von Flüchtlingen, oft mit Kindern, stundenlang auf Decken, Kissen, Handtücher und ein Paket mit Lebensmitteln. Ein paar Sachen konnten wir glücklicherweise ohne Schlange zu stehen einsammeln und das haben wir Freunden und Bekannten gebracht, die in den letzten Tagen ebenfalls nach Lemberg geflüchtet sind. Einige sind hier in neu gebauten Wohnungen, die einst kahl geliefert wurden, Betonwände, nur ein Schlauch von der Wand für Wasser, keine Dusche oder Waschbecken und nur eine funktionierende Steckdose. Sie haben irgendwo eine alte Toilettenschüssel gefunden und auf das Abwasserloch gestellt und es steht dort ein altes Schlafsofa. Trotzdem bleiben sie bei Laune und freuen sich, dass sie noch etwas haben. Außerdem kann man als Mann nirgendwo anders hin, nicht außer Landes und wenn irgendwo schon ein Zimmer bei einer Vermieterin frei ist, möchte man lieber keinen Mann haben.

Hier geht es uns relativ gut. Ich lebe von Tag zu Tag. Ich denke, wir bleiben vorerst hier in Lviv / Lemberg, aber eine Rakete in die Mitte der Stadt und alles ändert sich.

 

20.03.2022

 

Das Leben geht weiter, auch hier in Lviv/Lemberg. Der Krieg leider auch. In den vergangenen Tagen gab es erstmals Momente, in denen es so aussah, als gäbe es gar keinen Krieg. Ich saß auf einer Terrasse und traf einige Freunde, die ebenfalls nach Lemberg geflohen waren. Es fühlt sich sehr doppelt an, in dieser Zeit ein wenig zu genießen oder gar Spaß zu haben, aber wenn das nicht mehr erlaubt oder möglich ist, wird das Leben komplett sinnlos. Jetzt, wo der erste Schock vorbei ist, fängt man an, darüber nachzudenken, wie das enden wird und wie lange es dauern wird. Freunde zählen ihr Geld, um zu sehen, wie viele Wochen oder Monate sie ohne Einkommen auskommen. Sie haben auch nur Winterkleidung dabei, obwohl es bald Frühling wird. Also allerhand praktische Dinge, während am anderen Ende des Landes ganze Städte in Stücke geschossen werden und die Menschen nicht mehr aus ihren Luftschutzräumen herauskommen. In Lemberg ertönt ein paar Mal am Tag die Luftschutzsirene, aber man reagiert nicht mehr so sehr, weil meistens nichts passiert.

Liza, eine Freundin von Daan, floh mit ihrer Schwester und ihren beiden Kindern im Alter von 2 und 15 Jahren nach Europa. Zuerst nach Polen, wo sie an verschiedenen Orten übernachteten, bis Carry van Gils für sie bei Rob Adolfsen Unterschlupf fand. (Er führt ein Tagebuch auf Facebook). Nach einem kurzen Crowdfunding von Carry setzten wir sie in ein Flugzeug von Warschau nach Amsterdam. Sie sind dort sehr gut versorgt worden und haben sich etwas beruhigt.

Ich bin immer noch in regelmäßigem Kontakt mit einigen guten Freunden in Russland, obwohl ich das Wort Russland nicht mehr wirklich hören kann. Sie finden es schrecklich, was passiert, aber es ist im Moment schwierig, frei und offen zu kommunizieren. Russland ist eine Diktatur. Leider denkt die Mehrheit der Russen weniger nuanciert. Die Eltern einer Freundin von Larissa leben auf der Krim, ihre Tochter lebte in Kiew, sodass sie nun mit Kindern und Enkelkindern nach Lemberg geflüchtet ist. Ihre Eltern auf der Krim glauben ihr nicht, denken, dass sie völlig übertreiben, dass es gar kein Krieg gibt und dass sie nach Kiew zurückkehren soll. Unglaublich, dass Propaganda so viel Einfluss hat und so tief geht. Wenn ich das höre, wird mir klar, dass das russische Volk nicht rebellieren wird, um diesen Wahnsinn zu stoppen. Ich fühle mich so machtlos, so viel Leid, Tod, Vertreibung und Verwüstung. Wir haben weiterhin Mut und glauben an das gute Ende. Ein Kampf um die Freiheit. SLAVA UKRAINE

 

10.04.2022

Ich brauchte einige Zeit, um so weit wie möglich zu Atem zu kommen. Nach dem Rückzug der Russen um Kiew kommt das Land langsam wieder in Gang. Die Bilder sind herzzerreißend, sie machen noch deutlicher, dass dies ein Krieg wie alle Kriege ist mit all den damit verbundenen Schrecken. Ich habe ein paar Bekannte, die in der Gegend um Boetsja fest saßen. Sie verbrachten Tage in den Luftschutzbunkern, während auf den Straßen gekämpft wurde. Ihre Wohnung ist noch da, aber es ist kein Fenster mehr drin und alles wurde von den Russen auf den Kopf gestellt und geplündert, aber zum Glück haben sie noch ihr Zuhause. Die Wohnungen drumherum sind komplett zerstört!!! Ein anderer Freund musste sein Auto den Russen überlassen. Er schrieb mir, dass das halbe Dorf (Katuzhanka) weggefegt und geplündert wurde. Erst letzte Woche konnte er mit seiner Familie nach Kiew fliehen.

Mittlerweile ist es deutlich ruhiger als zuvor, die Straßen nach Kiew sind wieder befahrbar, auch die Geschäfte und Restaurants öffnen teilweise wieder. Mark und Daan sind gestern nach Kiew aufgebrochen und wollen wieder arbeiten und studieren. Mark hat letzten Sommer mit einem Freund ein Diner eröffnet, dort wurde in den letzten Monaten von Freiwilligen für humanitäre Hilfe Essen zubereitet, sie werden nun versuchen, langsam wieder hochzufahren. Ich bleibe vorerst in Lviv/Lemberg bei Larissa und Großmutter. In Kiew wird immer noch oft mit Flugabwehrgeschützen geschossen, und es ist immer noch schwierig, sich frei durch die Stadt zu bewegen, wegen all der Checkpoints und geschlossenen Brücken. Außerdem traue ich die Sache immer noch nicht und möchte Lemberg noch eine Weile als Stützpunkt behalten. Die Aussichten sind auch nicht so toll, ich rechne damit, dass es im Osten in ein paar Wochen richtig schlimm wird. So schrecklich, bereits zu wissen, dass so viele Menschen unnötig sterben werden.

Ich selbst brauche auch etwas Zeit, um Ordnung in das Chaos zu bringen, das dieser Krieg über mich gebracht hat, aber es wird mir irgendwann gelingen. Wir leben noch, wir haben noch ein Dach über dem Kopf und ein Krieg wird auch enden, obwohl ich nicht weiß wann.

 

18.04.2022

 

Wie viele von euch inzwischen gelesen haben, wurden heute Morgen erneut Raketenangriffe auf Lemberg verübt. Eine der Raketen ist auf einer Garage gelandet, in der Kunden ihre Winterreifen wechseln lassen, und nicht auf einer nahe gelegenen Bahn-/Wechselstation.

Bei uns ist alles in Ordnung, seit gestern sind wir nicht mehr in Lviv/Lemberg. Ich hatte es niemandem erzählt, aber ich fuhr mit Larissa und Oma nach Warschau. Ich bin in den Flieger nach Amsterdam gestiegen und bin für eine Woche in NL. Larissa und Oma sind für ein paar Wochen in die Türkei geflogen. Für einige Wochen ohne Fliegeralarm und Kriegsstress, denn es wird immer schwerer und aussichtsloser für uns.

Die Jungs sind noch in Kiew, ich will nicht zu lange wegbleiben, also gehe ich bald zurück nach Lemberg, das bleibt vorerst unsere Basis. Ich gehe davon aus, dass Russland die Zahl der Raketenangriffe weiter erhöhen wird (sofern es noch genügend Raketen auf Lager hat). Auf jeden Rückschlag für Russland (wie sinkende Kriegsschiffe und tote Generäle) werden sie mit weiteren Angriffen reagieren. Glücklicherweise verfügt die Ukraine über ein immer besser funktionierendes und deckendes Flugabwehrsystem. Leider ist alles sehr unvorhersehbar.

 

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